Der staatlich anerkannte Erholungsort Heiligkreuzsteinach im Rhein-Neckar-Kreis gruppiert sich etwa 20 km nordöstlich von Heidelberg um die Talaue, wo in 261m ü. d. M. Eiterbach und Steinach zusammenfließen. Im Norden grenzt die Gemarkung an den hessischen „Landkreis Bergstraße“, und dort markiert die Stiefelhöhe, an deren südlicher Flanke die bewirtschaftete „Stiefelhütte“ zu erquickender Rast einlädt, mit 584m ü. d. M. den höchsten Punkt der Gemeinde und des ganzen Rhein-Neckar-Kreises. Seit der Gemeindereform von 1975 ist Heiligkreuzsteinach wieder eine Großgemeinde mit den 7 Ortsteilen Heiligkreuzsteinach, Eiterbach (mit Stiefelhütte), Vorderheubach (mit Schafhof), Hinterheubach, Lampenhain, Bärsbach und Hilsenhain auf einer Fläche von 1961 ha, von denen rund 1500 ha von Wald bedeckt sind. Von den momentan ca. 2700 Einwohnern wohnen knapp 1400 im Kernort.
Heiligkreuzsteinach und seine Ortsteile wurden seit dem Hochmittelalter als Rodungssiedlungen zunächst von den Herren v. Hirschberg (Leutershausen) und in Folge von den verwandten Herren v. Strahlenberg (Schriesheim) – im Grunde widerrechtlich- im Hinterland der Bergstraße angelegt, das eigentlich den Bischöfen von Worms gehörte. Der Hauptort feierte 1993 sein 700-jähriges Jubiläum, denn er wird in einer Urkunde von 1293 erstmals in der bis heute gebräuchlichen Namensform als „Heile-Crutzsteina“ genannt, als ein Konrad v. Strahlenberg den Kirchensatz von Heiligkreuzsteinach und Bärsbach dem Wormser Domkapitel verkaufte. Um 1200, noch in der ausgehenden „Kreuzzugszeit“, dürfte auf dem Bergsporn über der Steinach als Pfarrkirche für die Rodungssiedlungen ein kleines romanisches Chorturm-Gotteshaus errichtet worden sein, eine Vorgängeranlage der heutigen katholischen Kirche, das dem Heiligen Kreuz geweiht war. Dieses gab der Ansiedlung ihren Namen: „Heilig-Kreuz-(über der) Steinach“.
Mit der Pfarrkirche und der von den Strahlenbergern sicherlich im gleichen Zeitraum etwa 500m steinachaufwärts zur Absicherung ihrer Besitzungen als Herrschaftssitz eingerichteten Burg „Waldeck“ entwickelte sich das Dorf zum Haupt- und Gerichtsort für besagte Rodungssiedlungen, die schon einmal einen großgemeindlichen Verband bildeten. Die allermeisten Leute waren Untertanen zunächst der Strahlenbergischen „Herrschaft Waldeck“. aus der dann die Kurpfälzische „Kellerei Waldeck“ hervorging, nachdem die Strahlenberger die Herrschaft 1357 endgültig an Kurpfalz verkauft hatten; die Herrschaftsinhaber aber aufgrund von wiederholten Verpfändungen und Wiederauslösungen, Verkäufen und Rückkäufen öfters wechselten. Die Burg, von der bislang kein Plan oder Abbildung bekannt ist – wir wissen nicht, wie sie tatsächlich ausgesehen hat- und von der die heutige Gaststätte ihren Namen herleitet, wurde anfangs des 30-jährigen Krieges als Pfälzische Feste durch Truppen Tillys zerstört, dann nicht wieder aufgebaut und seit dem ausgehenden 18.Jhd. fast vollständig abgetragen. Die kurpfälzische Verwaltungseinheit „Kellerei Waldeck“ umfasste im 16 Jhd. die Ortschaften und Höfe Heiligkreuzsteinach, Eiterbach, auch Heddesbach, (Alt)-Neudorf, Vorderheubach, Kohlhof, Röschbacher-Hof, Lampenhain, Bärsbach und Hohenöd – die spätere heiligkreuzsteinacher Tochtergründung Wilhelmsfeld kam 1710 dazu, Hilsenhain schloss sich erst 1828 der „Ober-Gemeinde“ an.
Als 1556 in der Kurpfalz offiziell die Reformation eingeführt wurde, wurde auch die Heiligkreuz-Kirche für den evangelischen Gottesdienst umgestaltet, und auch die hiesige Bevölkerung musste sich in der Folgezeit mit einem achtmaligen, von den Obrigkeiten verordneten Wechsel zwischen katholischem, lutherischem und nach schweizer Vorbild reformiertem Bekenntnis herumplagen. Dabei gewannen die Reformierten das maßgebliche Übergewicht. Im Zuge der eifrigen Rekatholisierung durch die Herrscher der wieder katholischen Kurfürstenlinie seit Ende des 17. Jhds. wurde 1699 wieder eine katholische Pfarrei etabliert, und die Heiligkreuz-Kirche fiel in Folge der Pfälzischen Kirchenteilung 1707 wieder den Katholiken zu. Die große Reformierte Gemeinde, nun ohne Gotteshaus, konnte zunächst ein hölzernes Notkirchlein erstellen und schließlich 1744-46 die neue, geräumige Kirche an der Steinachbrücke bauen. Das Notkirchlein kauften die Lutherischen, die ebenso eine immerhin nennenswerte Gemeinde darstellten. Die nun wieder katholische Heiligkreuz-Kirche auf dem Berg wurde für etwa 40 Jahre Ziel einer regionalen Wallfahrt, nachdem sie 1736 eine Reliquie, einen Splitter des Kreuzes Jesus, bekommen hatte, der, als „Wetterkreuz“ in einer Rokoko-Monstranz gefasst, in der Sakristei bewahrt wird. Die gesamte Anlage war indessen in so gemeingefährlich-baufälligen Zustand geraten, dass sie abgetragen werden musste und von 1763-67 das geräumigere, spätbarocke Ensemble von Grund auf neu darüber errichtet wurde. So gab es hier bis zur Badischen Kirchenunion von 1821, als die evangelischen Bekenntnisse sich zusammenschlossen, zeitweise drei Kirchen mit Friedhöfen, jede im Reich zugelassene Konfession hatte ihre eigene.
Nachdem Heiligkreuzsteinach 1803 mit anderen ehemals kurpfälzischen Restgebieten dem neuen, vom Franzosen-Kaiser Napoleon I. zusammengewürfelten Großherzogtum Baden zugeschlagen worden war, wurden die überkommenen Verwaltungsstrukturen ersetzt, und es blieben bis zur Mitte des 19.Jhds. von den früheren großgemeindlichen Verbänden nur noch der Kernort übrig mit Eiterbach, das allerdings seinen Stabhalter und eigenes Vermögen hatte.
Erst durch die Aufnahme von 243 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg, die ebenfalls ihren Beitrag zur seitherigen Ortsentwicklung eingebracht haben, nahm die Bevölkerung wieder merklich zu und überschritt bis zum Jahr 1950 erstmals die 1000 Einwohner (mit Eiterbach). War Heiligkreuzsteinach bis in die 1950-ger Jahre noch eine weitgehend kleinbäuerlich geprägte Ortschaft, so ist sie heute zu einer bevorzugten Wohngemeinde am östlichen Rand des Rhein-Neckar-Ballungsraumes geworden mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen und vielseitigen kulturellen Betätigungsmöglichkeiten. Seit 1983 verbindet die Gemeinde eine „Herzliche Partnerschaft“ mit dem spanischen Teulada/Alicante.
Heiner Simon
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